Ausgabe 10/2017: Die Welt wartet nicht auf Deutschland
Die internationale Ordnung war vor kurzem Thema einer Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung in München. Wenn der Präsident des Bundesnachrichtendienstes dabei erklärte, vieles auf der Welt und in Europa sei in Unordnung geraten und bedürfe der Behandlung, und im gleichen Atemzug sagte, nur ein (geordneter) Staat habe die Macht zur Ordnung, dann heißt das: kein Staat kann sich eine längere Führungslosigkeit leisten, schon gar nicht ein Vakuum.
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Ausgabe 9/2017: 100 Jahre Oktoberrevolution – und heute?
Im Jahr 1917 gab es die bisher bekannteste und folgenreichste Revolution Europas. Diese Bewertung hängt allerdings an der Worterklärung, wonach eine „Revolution“ der radikale Wandel des gewohnten Gangs der Geschichte ist und wenn Menschenmassen sich politisieren lassen. Revolution kann Verheißung sein, nach Karl Marx 1851 Lokomotive der Geschichte, Revolution kann wegen des ausufernden Volkszorns aber auch in eine Schreckensherrschaft sowie in Terror abgleiten. Beides, zunächst Verheißung und dann Terror, traf auf die bolschewistische Oktoberrevolution in Russland zu.
2017-09 100 Jahre nach 1917.pdf
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Ausgabe 8/2017: Und wieder fegte ein Herbststurm über Deutschland - Lehren aus der Bundestagswahl
Jetzt haben wir es also hinter uns. Ein mächtiger politischer Herbststurm riss alte Strukturen auseinander. Wer sehen und fühlen will, weiß: er zwingt zur Nutzung der neuen Schneisen. Ein „Weiter so“ wäre selbstmörderisch, ein „Zurück zu den Wurzeln“ lediglich nostalgisch. „Wir holen uns unser Land zurück“, kann nur ein 75-Jähriger aussprechen. In Bayern, wo nächstes Jahr der Landtag gewählt wird, erschallt zwar der Ruf „Bayern den Bayern“. Doch die heutige Jugend, egal ob akademisch oder fachberuflich, ob sportlich oder touristisch, ob Feste feiernd oder Werte betonend, zieht sich in der überwiegenden Mehrheit in keinen deutschen Schrebergarten und auch in kein bayerisches Alpental zurück, um bloß keine Fremden zu sehen. Spätestens am Arbeitsplatz erleben sie diese wie selbstverständlich. Vielleicht ist multikulti verpönt, aber interkulturell geht es bis in die hintersten Dörfer zu.
2017-08 Lehren aus der Bundestagswahl.pd
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Ausgabe 7/2017: Die türkische Falle - Die Schattenseiten der deutschen Wirtschaftskraft
Das Jahr 2017 verläuft wegen des Mega-Wahlkampfs auch für politikerfahrene Historiker etwas anders. So begann die erste Nummer der „Beiträge zur Zeitgeschichte“ in diesem Jahr und so könnte sie noch lange meinungsbildend sein. Denn Schlag-Zeilen, Fake News oder bewusste Verunglimpfungen scheinen an der Tagesordnung zu sein. Das gilt leider auch im gefährlichen außen- und sicherheitspolitischen Umfeld. Ein besonders „schlagendes“ Beispiel ist die Türkei.
2017-07 Die tuerkische Falle.pdf
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Ausgabe 6/2017: Von Karl zu Helmut – die Reihe großer Europäer
DDie europäische Abschiedsfeier in Straßburg und die kirchliche anschließend im Kaiserdom zu Speyer zeigt die historische Dimension. Bundeskanzler Helmut Kohl ist die erste und bleibt, wohl für sehr lange Zeit, die einzige Persönlichkeit, die posthum zu höchsten Ehren gelangt. Er steht als einziger des modernen Europas im Reigen der ganz Großen der Geschichte, beginnend bei Karl dem Großen und in einer Reihe mit den Kaisern Barbarossa oder Karl V. – im Boulevard verbreitete Familientragödien stellen ihn sogar in die Dramenreihe des berühmten William Shakespeare.
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Ausgabe 5/2017: Die Bundeswehr und der Rechtsextremismus - Neues Phänomen oder Wahlkampfthema
Die provokante These gleich zu Beginn: wenn SPD-Verteidigungsminister im Amt sind, gibt es keinen Rechtsextremismus in der Truppe. Die Zeitgeschichte findet kein gegenteiliges Argument. Nicht einmal der Wehrmachtsoberleutnant Helmut Schmidt als Bundeskanzler wurde zum echten Problem. Wahre Linke und Pazifisten sowie ehemalige Wehrmachtsdeserteure hatten sich zwar auch an Schmidt-Schnauze gerieben, doch niemand ging damals so weit zu behaupten, die Bundeswehr stinke vom braunen Kopf her. Im Wahljahr 1998 war das anders und im Wahljahr 2017 ist es gut, sich daran zu erinnern.
2017-05 Bundeswehr und Rechtsextremismus
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Ausgabe 4/2017: Das andere Weltbild – Einschüchterung statt Frieden
Die alljährliche Münchner Sicherheitskonferenz steht vor der Tür. Was bringt sie? Historiker tun sich stets leichter als Realpolitiker. Sie denken in Epochen und überblicken, was aus der Tagespolitik oder aus politischen Programmen tatsächlich geworden ist. So wurden alle Sicherheitskonferenzen überstanden, auch als einst Putin vom Leder zog. Trump? Jedenfalls lässt sich im Rückblick auf die letzten 25 Jahre feststellen, dass diese den Deutschen und Europäern viel Freude gebracht haben. Die Bedrohung aus dem Osten oder gar die Stationierung einschüchternder Truppen gehörte der Vergangenheit an. Doch geht etwa der berüchtigte Esel wieder auf das russische Eis? Auch weil Europa nicht mehr mit Trumps Amerika kann?
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Ausgabe 3/2017: Der Streit um das Konservative - Wettlauf der Parteien gegen die „linke“ Bundesrepublik
Im Jahr 1969 begann „Demokratie erst richtig“. So behauptete es Bundeskanzler Willy Brandt im Wahlkampf und in der Regierungserklärung. Dreizehn Jahre lang werkelten die „Sozialliberalen“ an der richtigen Demokratie. Beflügelt wurden sie durch die „68er“ – jene Wilden Jungen, deren Weltbild in den USA entstand und die sich „grenzenlose Freiheit“ nahmen, als Hippies, als Revoluzzer, als Steinewerfer, als Bürgerschreck, als Vermummte und Verschleierte. Etwas verspätet entdeckte PEGIDA in Dresden, dass der Untergang des Abendlandes bevorsteht. Da hatte aber zwischendurch die „Christliche Union“ regiert, mit Helmut Kohl sechzehn Jahre und mit Angela Merkel zwölf Jahre. SPD-Kanzler Gerhard Schröder setzte zwischendurch mit seiner „Agenda“ einen wirtschaftskonservativen Knall und mit dem früheren Steinewerfer Joschka Fischer einen transatlantischen Friedensengel.
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Ausgabe 2/2017: Statt Bonner doch die Berliner Republik? - Die Schattenseiten der Wiedervereinigung
Das Jahr 2017 verläuft wegen des Mega-Wahlkampfs auch für politikerfahrene Historiker etwas anders. Schon letzterer Begriff reizt – denn historisch aufmerksame Politiker scheint es nicht mehr zu geben. Alles läuft etwas kurzatmiger, die großen Linien kommen abhanden. Die schnelle Schlagzeile ist wichtig, das Mitteilen der Meinung per Twitter. Was interessiert die Meinung anderer? Dafür werde ich nicht gewählt, glaubt der Twitterer. Was in Bonn am Rhein noch selbstverständlich war – aus der Erfahrung der deutschen Katastrophe heraus zusammenzustehen – gilt in Berlin an der Spree nicht einmal mehr für die Unionsparteien. Liegt das am Flair der Städte oder doch an anderem?
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Ausgabe 1/2017: Erneute Prophezeiung vom Untergang des Abendlandes - aber selten gab es so viele falsche Propheten
Das Jahr 2017 begann. Bald dürfen die Deutschen wieder über ihre Zukunft abstimmen. Zunächst wird das bevölkerungsreichste Bundesland NRW einen Fingerzeig geben, im Herbst dann das ganze Land. Viele scheinen es nicht mehr erwarten zu können, dass sich die Prophezeiung erfüllt: „Merkel muss weg“. Manche haben Merkel als Totengräberin Deutschlands ausfindig gemacht, die PEGIDA in Dresden gar als Auslöserin des Untergangs des Abendlandes. Es geht also nicht mehr um höhere Renten, um gesteigerte Mindestlöhne, um neue Bundesstraßen oder um Kita-Plätze für immer mehr Alleinerziehende, nein, es geht um die Apokalypse.
2017-01 MV und Afd.pdf
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